die "altersbedingte Makuladegeneration" ist ein Sammelbegriff für unterschiedlichste Veränderungen der Stelle des schärfsten Sehen im Alter von über 65 Jahren

Der Name "altersbedingte Makuladegeneration" ist nicht korrekt. Ursache der Veränderungen ist nicht das Alter sondern mit dem Alter einhergehende Erkrankungen, Veranlagungen und Folgen einer ungesunden Lebensweise - wie Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, zu hoher Blutzucker, Rauchen, Übergewicht - die zu den Veränderungen an der Stelle des schärfsten Sehens führen. Es gibt Menschen, die schon mit sechzig Jahren oder eher eine ausgeprägte sogenannte "altersbedingte Makuladegeneration" haben, bei anderen Menschen ist im Alter von weit über neunzig Jahren eine vollkommen gesunde Sehschicht und ein gutes Sehvermögen vorhanden.

Die Makula (Stelle des schärfsten Sehens)

Die Makula (der gelbe Fleck der Sehschicht )ist die Stelle des schärfsten Sehens. Sie hat nur die Größe einer Streichholzkuppe. Mit ihr wird die Sehschärfe von 100 % erreicht. Die übrige Sehschicht, die um ein Vielfaches größer ist (Größe einer Briefmarke), hat nur eine minimale Sehleistung (1-5%).

Die Makula- Stelle des besten Sehens- besitzt um diese hohe Sehleistung zu erreichen keine eigenen Blutgefäße. Das Fehlen von Blutgefäßen an dieser Stelle ist der Schwachpunkt der Makula im Alter. Die Stelle des schärfsten Sehens wird ausschließlich von ihrer Unterlage ernährt. Durchblutungsstörungen dieser Unterlage schädigen die Stelle des schärfsten Sehens deshalb zuerst und am stärksten.

Entstehung ?

Im Alter kommt es zu einer allgemeinen Verschlechterung der Durchblutung. Die Makula reagiert auf diese Durchblutungsstörungen stark da sie keine eigenen Blutgefäße besitzt. Die übrigen Teile der Sehschicht können diese Verschlechterung der Durchblutung durch ihre eigenen Blutgefäße ausgleichen.
Zusätzlich wird die Makula als Sammelpunkt des Lichtes im Auge im Laufe des Lebens einer starken Lichtbelastung ausgesetzt. Das führt zu  weiteren Schädigungen.
Die Veränderungen der Sehschicht sind:

  1. Ansammlung von Stoffen in der Sehschicht (Drusen bei trockener Makuladegeneration)

  2. Absterben der Sehschicht (trockene Makuladegeneration)

  3. Gefäßwucherungen unter oder in der Sehschicht (feuchte Makuladegeneration)

abgestorbene Sehschicht

Einlagerungen in der Sehschicht

Die Gefäßwucherungen sind nicht sichtbar. Man erkennt die abgehobene Sehschicht

Gründe für die Erkrankung ?

Ursachen sind neben dem Alter (ab dem 65. Lebensjahr) und Veranlagung (Vererbung, helle Hautfarbe)  alle die Blutgefäße schädigenden Faktoren wie erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Bluthochdruck.

Rauchen verdreifacht das Risiko einer Makuladegeneration, familiäre Veranlagung vervierfacht es.  Ein Mensch der stets gute Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinwerte hat und nicht raucht wird eine Makuladegeneration nie oder viele Jahre später bekommen als jemand der dies nicht macht und ungesund lebt.

Formen ?

Es gibt zwei Arten der Makuladegeneration -die trockene und die feuchte Makuladegeneration.

1. die trockene Makuladegeneration: die häufigste Form. Es kommt durch die schlechte Durchblutung der Sehschicht zu einer Minderdurchblutung und Austrocknung der Sehschicht. Die Sehschicht stirbt ab.

Die trockene Makuladegeneration entwickelt sich langsam und schreitet schleichend fort- sie wird deshalb im Volksmund als die "gute" Makuladegeneration bezeichnet, obwohl sie im Endstadium zu praktischer Erblindung führen kann.

 

 

2. bei 25-30 Prozent aller Patienten mit zuerst trockener Makuladegeneration entsteht eine feuchte Makuladegeneration. Es handelt sich dabei meistens um  eine Fehlreparatur der Sehschicht (seltener um eine Flusstörung der Aderhautvenen). Die trockene Sehschicht sendet Signale aus, die einen Durchblutungsmangel zeigen. Die übrige Sehschicht und Aderhaut erkennen das Signal und reagieren mit einer Gefäßneubildung- Gefäßwucherung.

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Statt eine Verbesserung der Funktion und Durchblutung der Sehschicht zu bewirken zerstören diese Gefäßwucherungen die Sehschicht im Bereich der Makula. Grund: die neugebildeten Gefäße wachsen ziellos und sind undicht.

Die feuchte Makuladegeneration führt unbehandelt innerhalb kurzer Zeit praktisch zur Erblindung - deshalb auch die Bezeichnung "schlechte" Makuladegeneration im Volksmund. der Betroffene kann nur noch Umrisse z.B. Fenster und Türen erkennen und hell/dunkel unterscheiden.

 

Zeichen ?

Die Beschwerden sind recht unterschiedlich und kommen nicht nur bei der Makuladegeneration vor. So verschwimmen beim Lesen die Buchstaben, die Farben werden blasser. Später erscheint die Mitte des Blickfeldes des Auges leer oder als grauer Fleck („Ich kann die Leute auf der Straße nicht mehr erkennen“) und gerade Linien sind verbogen - Verzerrtsehen. Da im Alltag mit beiden Augen gleichzeitig gesehen wird bemerken viele der Betroffenen diese Veränderung nicht oder erst spät. Eine einfache Selbstkontrolle -jeweils das ein Auge zuhalten und die Sehschärfe beider Augen vergleichen  - hilft hier frühzeitig Veränderungen festzustellen. Sind bei diesem einfachen Test starke Unterschiede vorhanden, sollte man umgehend einen Augenarzt aufsuchen.

Vorbeugung ?

Ursachen die man beeinflussen kann sollte man ausschalten, um ein Fortschreiten des Prozesses wenigstens zu verlangsamen (Blutdruck, Blutzucker und Blutfette müssen reguliert sein; auf das Rauchen verzichten).

Behandlung ?

Genaues dazu siehe Medikamentengaben ins Auge

Man kann derzeit nur die feuchte Form der Makuladegeneration behandeln, bei der Gefäße wuchern und die Sehschicht zerstören. Für die trockene Makuladegeneration sind Medikamente in der Zulassung, aber noch nicht zur Therapie verfügbar.

Bei der Behandlung der feuchten Makuladegeneration werden die wuchernden Gefäße mit gefäßhemmenden Stoffen verschlossen. Mit dieser Behandlung ist ein dauerhafter Erhalt der Sehschärfe und in den meisten Fällen auch eine Verbesserung der Sehschärfe möglich.

Die gefäßhemmenden Stoffe die zur Behandlung benutzt werden, werden nach einer gewissen Zeit vom Körper abgebaut. Es ist dadurch keine dauerhafte Heilung möglich, da die verschlossenen inaktiven Gefäßwucherungen ohne Therapie nach einer gewissen Zeit wieder aktiv werden. Die  Behandlung  muß wiederholt werden. Man kann sich das wie einen Strauch im Garten vorstellen. Man möchte den Strauch entfernen, kann aber nur die Äste und den Stamm entfernen, die Wurzeln bleiben. Wenn man nur die die Äste und Blätter wegschneidet kommen nach einer gewissen Zeit aus der Wurzel wieder frische Triebe. So ähnlich ist es auch im Auge. Wir können nur das Wasser entfernen aber nicht die Narbe (Gefäßwucherung) in der Sehschicht. Nach einiger Zeit wird diese Narbe (Gefäßwucherung) wieder aktiv und bildet neues Wasser das die Sehschicht zerstört.

Bei sehr ausgeprägten Veränderungen ist auch eine unterstützende Laserbehandlung mit Verödung der Randbereiche der Narbe möglich.


Wenn keine Gefäßwucherungen unter der Sehschicht vorliegen ("trockene" häufigste Form der altersbedingten Makuladegeneration) ist eine Verlangsamung oder Aufhalten des Fortschreitens durch „ Nahrungsergänzungsmittel“ bei einem Teil der Patienten möglich.

Zur Verdeutlichung des Degenerationsprozesses folgende Abbildungen.

Bild 1 zeigt den Augenhintergrund eines gesunden Patienten, Bild 2 den Augenhintergrund eines Patienten mit altersbedingter Makuladegeneraration. Man sieht beim Vergleich nur geringe Unterschiede. Erst in der Gefäßdarstellung Bild 3 wird deutlich, dass bei der altersbedingten Makuladegeneration eine Gefäßwucherung unter der Sehschicht vorhanden ist, aus der nebelartig Flüssigkeit austritt. Es handelt sich hier um eine frische Gefäßwucherung bei der durch Behandlung eine Verbesserung der Sehschärfe von 20 auf 70 Prozent erreicht wurde.

Zur Vergrößerung der Bilder bitte jeweils auf das Bild klicken.

Medikamentengabe bei feuchter Veränderung?

Mit einer fast haardünnen Kanüle wird der Wirkstoff in das Augeninneren gegeben

Kontrolle bei Behandlung ?

Veränderungen der zentralen Sehschicht werden  mit der optischen Kohärenztomographie untersucht. Dabei erfolgt eine Vermessung der einzelnen Abschnitte der Sehschicht mit Laser, die zu einem zweidimensionalen Schnittbild zusammengesetzt werden. Damit können nicht nur Aussagen gemacht werden um welche Art von Veränderungen es sich handelt (z.B. Wassereinlagerungen, Membranen auf der Sehschicht, Atrophien), auch können diese Veränderungen im Verlauf kontrolliert werden. Medizinisch notwendig sind derartige Kontrollen bei Wassereinlagerungen in der Sehschicht bei Diabetikern, Gefäßverschlüssen und der feuchten altersbedingten Makuladegeneration während der Behandlung.

Die Kosten dieser Untersuchung werden bei der Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration (Auf Antrag) von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Bei allen anderen Erkarnkungen ist es eine Privatleistung.

Erfolg bei Behandlung ?

Durch die Behandlung mit intravitrealen Medikamentengaben kommt es zu einer Stabalisierung oder bei einem Großteil der Patienten zu einer Verbesserung der Sehens. Dei Behandlungsabstände werden entsprechend verlängert. Nur bei einem kleine Teil der Betroffenen kann die Behandlung irgendwann beendet werden. Für die allermeisten Patienten bedeutet es eine lebenslange Behandlung.

Die Länge der Behandlungsabstände ist unterschiedlich. Patienten mit großen Gefäßwucherungen oder einer dicken Aderhaut haben meist kürzere Behandlungsintervalle als Patienten mit einer dünnen Aderhaut und kleinen Gefäßwucherungen.

warum erkranken immer mehr Menschen?

Die altersbedingte Makuladegeneration ist bei genauer Betrachtung keine Erkrankung sondern die Folge eines Alterungsprozesses der Sehschicht, der bei jedem Menschen anders verläuft. Man kann diesen Prozess aufhalten, verlangsamen und ihm sogar durch entsprechende Lebensweise vorbeugen. Wichtig ist das rechtzeitige Feststellen behandlungsbedürftiger Veränderungen.

Der Grund für das immer häufigere Auftreten dieser Erkrankung liegt in der heute hohen durchschnittlichen Lebenserwartung von über 79 Jahren bei Männern und 84 Jahren bei Frauen (1900 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 66 (Männer) bzw. 69 Jahren (Frauen)).